Unsere Sinne: Geschmackserlebnis - das Zusammenspiel der Sinne
Wusstet Ihr, dass Euch ein runder Keks süßer erscheint als ein Eckiger? Geschmack geht nämlich weit über das eigentliche Schmecken mit der Zunge hinaus und ist ein faszinierendes Zusammenspiel aus allen Sinnen und unserem Gehirn. Ob wir etwas mögen oder nicht hängt z.B. vom Geruch, dem Aussehen und der Präsentation des Essens ab, aber auch unsere eigenen Erinnerungen und unser Alter entscheiden darüber. Selbst die Umgebung in der das Essen aufgenommen wird und die Hintergrundgeräusche haben einen Einfluss.
Hier erfahrt Ihr, wie die Sinne zusammenarbeiten und wie groß der Einfluss der anderen Sinne für das Schmecken ist. Natürlich könnt Ihr auch selbstständig testen, wie das Schmecken ohne die zugehörigen Sinne klappt.
Los geht’s - viel Spaß!
Ihr wollt mehr über den Aufbau Eurer Zunge und wie das mit dem Schmecken genau funktioniert erfahren? Dann schaut doch einmal im 1. Teil unserer Schmecken-Reihe vorbei: Wie funktioniert schmecken?
Wieso schmeckt das Essen nicht, wenn man krank ist? Wie arbeiten Unsere Sinne zusammen um uns das optimale Geschmackserlebnis zu ermöglichen? Antworten auf diese Fragen und weitere Fun-Facts über das Schmecken findet Ihr unten in den Zusatzinformationen.
Dort findet Ihr auch Links zu weiterem Infomaterial.
Geeignet für Altersgruppe: ab ca. 9 Jahren
Besonders interessant für: Kinder und Jugendliche, Feinschmecker*innen, Experimentierfreudige, angehende Wissenschaftler*innen und Mediziner*innen
Dauer: ca. 10-30 min pro Experiment
Ihr kennt sicherlich den Ausdruck, “das Auge isst mit”. Damit meint man, dass uns Essen, das toll aussieht eher anspricht, als Essen, das unappetitlich aussieht. Das Aussehen des Essens beeinflusst nämlich unsere Erwartungen daran. Das könnt ihr auch mit diesem Experiment testen!
Gebraucht wird:
Ein*e Proband*in/Versuchsteilnehmer*in, gerne auch mehrere Personen
Kleine Schüsseln
Löffel
Naturjoghurt
Lebensmittelfarbe (v.a. rot, rosa, gelb)
optional: Vanillearoma bzw. Vanilleschote
Mit diesem Experiment könnt Ihr den Geschmackssinn Eurer Freund*innen oder Geschwister austricksen. Ihr versucht mit der Lebensmittelfarbe den Farbton von verschiedenen Fruchtjoghurts nachzustellen. Fragt anschließend Eure Testperson nach den verschiedenen Geschmacksrichtungen oder welcher Joghurt am besten geschmeckt hat und seid gespannt ob sie den Trick merken!
Für den Schritt ist es sehr wichtig, dass Eure Versuchsperson nicht im Raum ist! Sie soll noch nicht sehen, was der Trick des Experiments ist.
Nehmt Euch alle Materialien und legt sie zuerst einmal auf einem Tisch bereit. Verteilt anschließend den Naturjoghurt gleichmäßig in Eure Schüsseln und fügt zu jeder Schüssel einen kleinen Klecks einer der Lebensmittelfarben hinzu. Ihr wollt mit der Farbe verschiedene Fruchtjoghurts nachstellen, also seid am Anfang am besten etwas vorsichtig mit der Menge der Lebensmittelfarbe.
Bevor Ihr die Testperson in den Raum lasst, solltet ihr alle Spuren beseitigen. Räumt die Lebensmittelfarben wieder auf und schmeißt den leeren Joghurtbecher weg, damit Eure Testperson keine Hinweise hat.
Nehmt nur Farben, die zu Fruchtjoghurt-Sorten passen. Ein blauer oder grüner Fruchtjoghurt ist etwas ungewöhnlich und Ihr wollt ja nicht, dass der Schwindel auffällt.
Wenn Ihr möchtet, könnt Ihr in eine Schüssel auch Vanillearoma statt Lebensmittelfarbe hinzugeben. Hier ist es allerdings wichtig, dass Ihr ungesüßtes Aroma, Vanilleextrakt oder eine echte ausgekratzte Vanilleschote verwendet. Vanillezucker geht leider nicht.
Jetzt könnt Ihr die Testteilnehmer dazu holen. Lasst Eure Probanden die verschieden gefärbten Joghurts probieren und fragt sie nach ihrer Meinung. Um welche Fruchtjoghurt-Sorte handelt es sich? Welcher Joghurt schmeckt besonders süß, besonders fruchtig oder besonders lecker?
Wenn Ihr mehrere Personen befragt, könnt Ihr eine kleine Tabelle anlegen und die verschiedenen Vermutungen der Testteilnehmer eintragen. Damit könnt Ihr Unterschiede und Übereinstimmungen sehen und die Ergebnisse vergleichen. Wer rät am Besten?
Bei diesem Experiment haben Eure Proband*innen bestimmt Unterschiede wahrgenommen, obwohl gar keine vorhanden sind, nicht wahr? Das liegt daran, dass unser Gehirn alleine durch die verschiedenen Farben auch Unterschiede beim Geschmack vermutet. Die Augen geben dem Gehirn bereits vor dem Essen Informationen zu dem Nahrungsmittel und erzeugen so bereits eine Erwartungshaltung. Die Augen tricksen also den Geschmackssinn bzw. das Gehirn aus.
Wenn Ihr den Versuch mit Vanillearoma gemacht habt, ist Euch vielleicht auch aufgefallen, dass Eure Testpersonen den Joghurt als süßer wahrgenommen haben. Das liegt an der kulturellen Prägung, die wir bereits als Kinder mitbekommen. Wir essen Vanille hierzulande fast ausschließlich in süßen Lebensmitteln, wie beispielsweise einem Kuchen und haben dadurch gelernt, dass Vanille zu süßen Speisen gehört. Alleine der Geschmack von Vanille erscheint uns deshalb bereits süß. In anderen Kulturen, in denen Vanille auch in herzhaften Gerichten verwendet wird, ist das nicht der Fall, weil hier keine so intensive Assoziation vorliegt.
Dass die Augen einen Einfluss auf den Geschmackssinn haben, habt Ihr jetzt bereits gelernt. Aber betrifft das auch andere Sinne? Erfahre mit diesem Experiment, wie wichtig der Geruchssinn für das Schmecken ist.
Gebraucht wird:
Eine*n willigen Proband*in (Versuchsteilnehmer*in)
Schneidebrett
Ein Messer
Verschiedenes Gemüse, z.B. Gurke, Paprika, Karotte, Kohlrabi,…
Verschiedenes Obst, z.B. Apfel, Birne, Banane, Mango, Avocado,…
Einen Schal bzw. eine Schlafmaske zum Verbinden der Augen
Eine Wäscheklammer zum Zuhalten der Nase
Legt Euch zuallererst die Zutaten und Utensilien bereit. Die Vorbereitungen für diesen Versuch gehen ganz schnell. Ihr müsst nur die ausgewählten Obst- und Gemüsesorten in kleine Würfel schneiden und schon seid Ihr bereit. Falls Ihr noch Probleme mit dem Schneiden habt oder Euch nicht sicher im Umgang mit einem Messer fühlt, dann bittet eine*n Erwachsene*n um Hilfe. Diesen Schritt könnt Ihr übrigens auch bereits mit Eurer Testperson gemeinsam machen, dann macht es noch mehr Spaß!
Verbindet der Testperson die Augen und haltet ihr die Nase zu. Und schon kann die Verkostung beginnen. Gebt der Person je einen kleinen Würfel und lasst sie raten, um welches Obst oder Gemüse es sich handelt. Ihr werdet merken, dass es gar nicht so einfach ist. Nachdem Eure Testperson fertig ist, könnt Ihr gerne tauschen und selbst Euer Glück probieren.
Kennt Ihr das, man hat eine Erkältung und plötzlich schmeckt alles ein bisschen langweilig? Genau wie eine Erkältung lässt sich auch dieser Versuch mit dem Zusammenspiel von Geruchs- und Geschmackssinn erklären. Denn auch wenn die Geschmacksknospen auf der Zunge für das eigentliche Schmecken verantwortlich sind, ist die Nase zusätzlich ganz besonders wichtig für das Schmecken. Die Zunge besitzt nämlich nur Rezeptoren für süß, salzig, sauer, bitter und umami. Damit wir auch komplexere Geschmäcker wahrnehmen können, braucht es die Unterstützung der Nase. Die Riechzellen in der Nase nehmen den Geruch des Essens wahr und können ihn genau analysieren. Das passiert bereits bevor wir das Essen in den Mund nehmen, aber auch noch während dem Kauen, denn dabei werden Aromen freigesetzt, die zu den Riechzellen gelangen.
Viel Spaß
beim Ausprobieren!
Geschmack ist eigentlich das Ergebnis von vielen Sinneseindrücken, die zusammenspielen und dabei unterschiedlich starken Einfluss haben. Das eigentliche Schmecken mit der Zunge ist natürlich sehr wichtig, aber bereits davor, währenddessen und danach passieren viele
spannende Prozesse, von denen man nicht glauben würde, dass sie zum Geschmackssinn beitragen.
Zuerst sind die Augen dran. Betrachtet man das Essen und findet es ansprechend, dann führt man es zum Mund. Das Gehirn erhält hier bereits Informationen darüber, was man gleich zu sich nimmt. Ist auf dem Essen aber womöglich ein Schimmelpilz oder etwas ähnliches, dann möchte man es auch gar nicht erst probieren und ist dadurch vor womöglich schädlichen Stoffen geschützt.
Zu diesem Zeitpunkt nimmt auch die Nase die ersten Informationen zu dem Essen wahr. Je nach Geruch führt das dazu, dass man das Essen gerne zu sich nehmen möchte oder eher abgeneigt ist.
Berührt man anschließend das Essen mit den Händen, nimmt man zusätzlich Informationen mit dem Tastsinn wahr. Die Sinneszellen geben Auskunft darüber, ob das Essen heiß, kalt, hart oder weich ist. Die Zunge kann das übrigens auch feststellen.
Ist das Essen nun im Mund und verteilt sich durch die Kaubewegung, gelangt der Nahrungsbrei auch zu den Geschmackspapillen auf der Zunge und kann dort von den Sinneszellen analysiert werden. Hier können die Geschmacksrichtungen süß, salzig, sauer, bitter und umami wahrgenommen werden.
Während des Kauens werden ebenfalls Aromen frei, die durch die Mundhöhle in die Nase steigen. Die Nase unterstützt die Zunge und kann neben den fünf Geschmacksrichtungen noch viele weitere Stoffe erkennen.
Alle erhaltenen Informationen werden über die entsprechenden Nerven an das Gehirn transportiert und dort analysiert.
Spannende Fakten zum Sehen im Allgemeinen
Die Zunge ist der einzige Muskel im menschlichen Körper, bei dem sich die Muskelfasern in alle Richtungen zusammen ziehen können. Dadurch fällt es Euch leicht, Dinge mit der Zunge zu ertasten und Ihr könnt die Zunge rollen. Habt Ihr schon einmal probiert eine Rolle mit der Zunge zu formen? Keine Sorge, falls Ihr es nicht auf Anhieb schafft, manche können die Bewegung sofort und anderen fällt es schwer. Es lässt sich aber erlernen.
Ihr wisst jetzt schon, dass die Zunge wirklich viel kann, aber es kommt noch mehr dazu! Die Zunge oder besser gesagt der Speichel helfen Euch sogar bei der Zahnreinigung. Der Speichel transportiert nämlich lösliche Stoffe, die noch an den Zähnen haften geblieben sind, ab und kann Zucker sogar schon etwas spalten und somit vorverdauen. Außerdem versorgt der Speichel den Zahnschmelz mit wichtigen Mineralien, die ihn schützen.
Ihr müsst natürlich trotzdem noch Zähneputzen, aber macht das am besten erst 30 Minuten nach dem Essen, damit die Zunge und der Zahnschmelz genügend Zeit zum reagieren haben. Wenn Ihr das zeitlich nicht schafft, putzt vor dem Essen die Zähne, das ist sogar noch besser.
Jeder kennt es, aber es erscheint einem im ersten Moment doch ein bisschen komisch. Wieso beißt man sich manchmal auf die Zunge, obwohl sie doch in der Mitte des Mundes liegt? Die Zunge ist beim Kauvorgang mitunter dafür verantwortlich, dass die Nahrung richtig zwischen den Zähnen liegt, damit sie auch gut zerkleinert werden kann. Damit die Zunge dabei nicht selbst zwischen die Zähne gelangt, wird der Vorgang gut mit dem Kauen koordiniert. In seltenen Fällen funktioniert die Koordination nicht so gut und man beißt sich versehentlich auf die Zunge.
Schärfe ist keine Geschmacksrichtung und wird auch nicht von den Geschmacksknospen wahrgenommen. Wenn Ihr etwas scharfes esst, dann löst das eine Reizung der Rezeptoren für Schmerz und Hitze aus. Diese Rezeptoren liegen ebenfalls auf der Zungenschleimhaut. Deshalb wirkt scharfes Essen auch immer besonders heiß.
Nachdem jede*r ein anderes Schmerzempfinden hat, wird auch Schärfe unterschiedlich stark empfunden. Damit man beim Kauf einer Chilischote trotzdem ein bisschen abschätzen kann, wie scharf sie ist, wurde die Scoville-Skala eingeführt. Je mehr Scoville-Grad eine Chili hat, desto schärfer ist sie.
Wenn wir Schmerzen empfinden, weil wir etwas scharfes gegessen haben, reagiert unser Gehirn darauf. Es schüttet Glückshormone aus um damit die Schmerzen zu lindern. Diese Glückshormone, die sogenannten Endorphine, haben eine ähnliche Wirkung wie starke Schmerzmittel und sorgen für ein berauschendes Hochgefühl.
Wenn Ihr die Möglichkeit habt, dann fragt doch mal Eure Großeltern danach, wie viele Geschmacksrichtungen es gibt. Vielleicht werden sie Euch antworten, dass es nur vier Geschmacksrichtungen gibt, denn der Geschmack umami wurde erst etwas später entdeckt und sie haben somit in der Schule noch etwas anders gelernt. Eventuell wird in Zukunft auch sogar noch ein sechster Geschmack für Fetthaltiges hinzukommen. Forscher versuchen nämlich gerade herauszufinden, ob wir fettiges nur über den Geruch oder auch Rezeptoren auf der Zunge wahrnehmen.
Zungenpiercings sind heutzutage ein beliebter Körperschmuck und werden in den meisten Fällen ohne Probleme eingesetzt. Da hier jedoch eine Verletzung der Zunge notwendig ist, sind auch einige ungewollte Schädigungen möglich. Am häufigsten treten Entzündungen und Schwellungen auf, es kann jedoch auch zu einer Verletzung eines Nervs kommen, wenn das Piercing falsch positioniert wird oder zu einer Schädigung der Zähne, wenn das Piercing daran reibt.
Erstellt von Luisa Wensky
Naturkundemuseum Bayern
Botanisches Institut
Menzinger Str. 67
80638 München, Germany
BIOTOPIA Lab:
Phone: +49 (0)89 178 61-411
Email: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Pressekontakt:
Email: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Sonstige Anfragen:
Phone: +49 (0)89 178 61-422
Email: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
© Naturkundemuseum Bayern
Newsletter